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独逸白鶴手拳法古武術協会

doitsu hakucho te kenpo kobujutsu kyokai – G.H.T.K.A.

Selbstverteidigung

自衛

Karate oder Selbstverteidigung

By Creator:Bill Valentine, Self Defense Coach and Instructor - Own work by uploader:http://www.womens-self-defense-instruction-online.com/knee-kick.html, Bill Valentine, Self Defense Coach,

By Creator:Bill Valentine, Self Defense Coach and Instructor - Own work by uploader:http://www.womens-self-defense-instruction-online.com/knee-kick.html, Bill Valentine, Self Defense Coach, "WITS ( Whatever It Takes) Women's Self Defense Workbook, page 15, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5294081

Eigentlich wollte ich auf diesen Artikel verzichten, aber ich sehe mich regelmäßig mit genau dieser Frage konfrontiert:

"Ist Karate Selbstverteidigung oder Sport?"

Daß diese Frage gestellt wird, mag unteranderem daran liegen, daß viele Karatevereine /-clubs /-schulen in ihrer Werbung und auf ihren Webseiten selbst eine Differenzierung vornehmen und/oder Selbstverteidigung in irgendeiner Form separat anbieten. Dafür gibt es meiner Meinung nach zwei große Gründe:

  1. Aus wirtschaftlicher Sicht wird der "Kundenkreis" erweitert.
  2. Der/die Lehrer selbst bringt Karate nicht mit Selbstverteidigung in Verbindung.

Zum ersten Grund ist nichts weiter zu bemerken - Geschäft ist Geschäft. Der zweite Grund bereitet mehr Kopfschmerzen und veranlaßt mich nun meinen Senf dazu zu geben...

Karate ist Selbstverteidigung

Itosu Anko

Diesen Satz sollten alle ernsthaften Karateka immerwieder laut aufsagen, es sei denn, sie möchten Karate tatsächlich nur als reinen Wettkampfsport betreiben. (ich betrachte das als schwache, aber legitime Ausrede)
Karate war nie etwas anderes als klare, wirksame Selbsverteidigung, bis Itosu Ankō糸洲安恒(1832-1916) die Kampfkunst so verwässerte, daß sie zum Zwecke der körperlichen Ertüchtigung und geistigen Erziehung an Schulen gelehrt werden konnte. Er vermutete wohl eher nicht, daß dieser Abklatsch einmal die Welt umrunden und sich als Kampfkunst verkaufen würde. Einen wesentlichen Anteil hatten japanische und okinawanische Karateka, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus finanzieller Not den amerikanischen Besatzern als Kampfkunstlehrer anboten bzw. ohne die geringste Qualifikation eigene Schulen eröffneten. Erschwerend kam hinzu, daß viele "echte Lehrer" während der Eroberung Okinawa's ihr Leben ließen oder in den Freitod gingen.

Wäre dies das Ende, würde niemand ein Wort darüber verlieren und wir würden alle freudig einem nutzlosen Wettkampfsport fröhnen. Doch nach und nach flogen die meisten der Nachkriegs-Pseudomeister auf. Oft durch deren eigene Schüler, welche sich nicht mit dem Gelernten zufriedengaben und tiefer gruben, weil sie ahnten, daß doch etwas mehr dahinterstecken mußte als Kick'n'Punch. Sie verglichen, recherchierten die Ursprünge des Karate und fanden dabei dessen chinesische Vorläufer oder im optimalen Fall einen lebendigen echten Meister, welcher sich übereden ließ oder auch im höheren Alter das Bedürfnis verspürte, sein System weiterzugeben. Danach fanden sich noch mehrere Meister, welche beschlossen ihr (Familien-)System öffentlich zu machen. Auch das in den 80er Jahren wieder aufkommende Geschäft mit dem traditionellen Karate befeuerte diese Entwicklung.

Nun gab es jedoch ein Problem: das verwässerte Karate hat sich weltweit etabliert und eine Menge Leute, ich meine eine wirklich große Menge, verdienen wahnsinnig viel Geld damit. Alle jene Leute, welche nie mehr im Karate gesahen haben, verloren ihr Klientel, zumal in den 90er Jahren alle möglichen ernst- und zweifelhaften Kampfkünste auf den Markt strömten und den Kuchen damit verkleinerten. Zu allem Verdruß mußten alle diese Kampfkünste damit werben, effektiver, ultimativer und vor allem realistische Selbstverteidigung zu sein. Jetzt hatte das Wischiwaschikarate ein richtiges Problem.

Es mußten Kunden zurückgewonnen werden, aber man war jahrelang zu faul, zu arrogant oder einfach zu dämlich aus seinem Kampfsport eine Kunst zu machen und sei es nur, in dem man in einem Bierzelt eine Schlägerei anzettelt. Nein man gibt von der vielen Kohle einem noch größeren Rattenfänger reichlich, erwirbt einen Fetzen Papier (offiziell nennt man es Diplom oder Lizenz für XY-Irgenwas) und betreibt sein schwachsinniges Karate weiter, aber - bietet jetzt auch MMA und Grappling und mittelalterliches Säbelfechten an.

Selbstverteidigung ist einfach, Karate ist schwer

Martialische Kunst, animierte Karikatur

Selbstverteidigung ist einfach, kann man innerhalb einer Stunde erlernen: Möchte dich jemand schlagen, schlag schneller; hat er einen Knüppel, nehme selbst einen Stein; zieht er ein Messer, erschieß ihn (für alle Internetfahnder und Deppen: der vorangegangene Teilsatz besteht zu 100% aus Zynismus, deshalb fahre ich gleich damit fort); trägt jemand einen Sprengstoffgürtel, dann wirf einfach eine größere Bombe auf ihn - es ist und bleibt die, durch das allgegenwärtige Recht des Stärkeren, ewige Spirale der Gewalt.

Karate ist mehr, ist die Möglichkeit von ikken hisatsu一拳必殺, welche man durch ernsthaftes, kluges Training nicht länger nutzen muß. Karate ist genauso effektiv oder ineffektiv, wie jegliches andere System auch. Karate ist genauso realistisch, logisch, gefährlich, ultimativ, etc. blabla, wie jegliches andere System auch, wenn man es ernsthaft und klug trainiert. Es braucht keine zusätzliches Selbstverteidigung, Karate ist Selbstverteidigung; es braucht kein zusätzliches Fitnesstraining, Karate ist Fitness; es braucht kein zusätzliches Grappling, oder Mixing oder Antiwaffentraining, Karate hat all das und zwar schon immer. Es sind die schlechten Lehrer, die davon nichts ahnen oder wissen. Das gilt für alle alten Kampfsysteme, denn sie sind auf Schlachtfeldern entstanden, auf denen es keine Maschinengewehre gab oder in düsteren Zeiten, in denen auf einer Reise mehr Wegelagerer als Gasthöfe warteten. Deshalb haben sie bis heute überlebt. Macht aus diesen Systemen einen sportlichen Wettkampf und sie sterben auf der Stelle.

Selbstverteidigung, Karate heißt, ich kämpfe nur, weil ich mich durch Unachtsamkeit in eine lebensbedrohliche Situation gebracht habe, aus der es keinen anderen Ausweg mehr gibt. Sportlicher Wettkampf heißt, ich kämpfe um Trophäen und um die Erhebung meines Egos, für den Triumph über einen anderen Menschen. Wettkampfsport bringt den menschlichen Makel zu Vorschein. Selbstverteidigung bringt die edelsten Aspekte hervor, nur nicht, wenn man sie von einem alten System, wie z.B. Karate, abtrennt.

Warum Tiere keinen Selbsverteidigungskurs brauchen

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Im Tierreich besteht der Alltag aus Fressen und gefressen werden und so hat jedes Tier einen Instinkt, ein Verhaltensmuster und die nötigen Werkzeuge um sich zu verteidigen. Die meisten Tiere spüren bedrohliche Situationen im Ansatz und (jetzt aufpassen !) vermeiden sie. Konnten sie eine brenzlige Situation, vielleicht sogar Konfrontation nicht vermeiden, entscheiden sie dennoch nicht sofort für den Kampf, sondern (man staune !) für die Flucht (mangelndes Ehrgefühl wirkt in dem Falle lebensverlängernd). Ist die Flucht nicht möglich, wird gedroht was das Zeug hält und dann benutzt man konsequent seine eigenen natürlchen Werkzeuge: Kopf, Hörner, Zähne, Schnäbel, Tatzen, Krallen, Klauen, Hufe. Wie man diese Dinge benutzt lernen sie entweder gar nicht oder in dem sie sich in ihrer Kinderstube mit ihrersgleichen balgen.

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