Startseite45 Jahre Kampfkunst im Erzgebirge seit 1983

Chinesischer Schriftzug G.H.T.K.A.

独逸白鶴手拳法古武術協会

doitsu hakuchuu ti kenpo kobujutsu kyokai – G.H.T.K.A.

Kampfkunst vs. Realität

武術, 體操, 浪費

Kampfkunst, Kampfsport, Gymnastik, Schrott

Ich stoße, auch nach 45 Jahren, immer wieder auf die Aussage: Der ganze Kampfkunstquatsch hilft Dir im richtigen Leben nicht, weil er nicht funktionniert.. Ich habe einige Selbstverteidigungsseminare gegeben und stieß dort auch auf große Zweifel oder (seltener) auf Übermut. Deswegen habe ich beschlossen diesen Artikel zu schreiben und meinen jahrzehntealten Standpunkt zu manifestieren.

Erster Spruch

Wenn Du kämpfen lernen willst, kämpfe!
Wenn Du unbesiegbar werden willst, kämpfe niemals!

Ob Du nun einen Kampfsport betreibst oder nicht, Du kannst nur richtig kämpfen lernen, wenn Du es auch tust. Es nützt nichts, so zu tun, indem Du im Sportverein mit Gleichgesinnten umheralberst. Warum "alberst"? Weil Du sie kennst, weil Du ihnen keinen körperlichen Schaden zufügen willst und kannst (ohne Dich strafbar zu machen). Es nützt nichts, bei Wettkämpfen nach Regeln zu spielen, als Einziges ändert sich, daß Du Deine Gegner nicht oder noch nicht kennst. Es nützt auf jedenfall nichts, auf Sandsäcke, Holzpfähle oder sonstiges einzuschlagen, diese Gegenstände schlagen Dich nicht (zurück). Es bleibt Dir nichts anderes übrig als die Konfrontation zu suchen, daß heißt aber nicht Du sollst jeden Fremden provozieren oder angreifen, dadurch wirst Du nur zu einem dummen Schläger. Mische Dich in Auseinandersetzungen anderer Menschen ein und versuche sie zu beenden und laß Dich überraschen, welche der streitenden Parteien sich gegen Dich wendet, wenn nicht beide. Oder mach's wie ich, such Dir einen (Neben-)Beruf in der Sicherheitsbranche - (körperliche) Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Aber bedenke: Immer gewinnen ist Glück..

In einem Kampf kann nur einer gewinnen. Bei einem 'Unentschieden' gewinnt niemand. Nur wenn beide auf einen Kampf verzichten, haben auch beide gewonnen.

Die Realitätskeule

Warum scheitern soviele Kampfkünstler/-sportler bei einer reellen Auseinandersetzung?

Ganz einfach: die Hemmschwelle liegt zu hoch. Die meisten Kampfsportler haben als Ausgangsmotivation eine frühere oder aktuelle Bedrängnis. Das heißt sie möchten oder müssen sich gegen irgendwen/-etwas erwehren, wissen aber nicht wie und flüchten aus Hilflosigkeit in den Kampfsport - sie wollen nicht kämpfen (und werden es vermutlich auch nie).

Den meisten Menschen fehlt der Killerinstinkt. Damit ist kein mörderischer, sondern ein grundlegend natürlicher Überlebensinstinkt gemeint. Jedes Tier (auch der Mensch) hat im Kleinhirn den Flucht./Kampfreflex angelegt, in einer einigermaßen zivilisierten Gesellschaft, ohne Krieg und Krise, findet der Kampfreflex nur noch im verbalen Konflikt, in Bezug auf Karriere o.ä., statt, sind körperliche Auseinandersetzungen eher ungewöhnlich. Das heißt, wir sind eher defensiv gepolt. In einer tatsächlichen, körperlichen Auseinandersetzung springt unser Überlebensinstinkt zu 90% auf Flucht. Damit haben wir von vornherein verloren, wenn wir nicht flüchten können. In einer Auseinandersetzung die lebensbdrohlich ist, sollte man die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß man getötet werdem kann oder jemanden tötet. Dieses Bewußtsein ist im europäischen Raum sogut wie nicht mehr vorhanden. Das ist eigentlich ein ungeheurer Fortschritt in der gesellschaftlichen Entwicklung, aber auch ein großes Manko für jeden Einzelnen der in eine bedrohliche Situation gerät.

Ob der Killerinstinkt fehlt, merkt ein geübter Schläger oder anderweitig Krimineller sofort am Blick. Wer gerade denkt: I'll kill you!, dessen Augen zeigen diesen Gemütszustand.

Die eigene technische, strategische, konditionelle Fähigkeit wird (sehr oft) falsch eingeschätzt. Wenn mein Trainingspartner stets das tut, was ich erwarte oder im vorher angesagt habe, wird ein realer Gegner sich einen Sch..ß darum scheren.

Wie Abhilfe schaffen? - Nun, wie ich schon sagte: kampfen lernen.

Wie lange muß ich kämpfen lernen um unbesiegbar zu werden? - Nun, wie ich schon sagte: nicht eine Sekunde.

Nicht kämpfen heißt nicht jeder Auseinandersetzung grundsätzlich aus dem Weg zu gehen, das ist zwar eine Möglichkeit, aber keine 100% sichere. Nicht kämpfen heißt, Situationen korrekt einzuordnen, Ablenkungs- und Gegenmaßnahmen subtil und frühzeitig zu starten. Die Möglichkeiten sind 1000fach, aber um es kurz auszdrücken: Den Wind aus den Segeln nehmen. ist die beste Methode.

Nutzlose Deeskalation

Warum nützen Deeskalations-Seminare nichts oder nicht viel? - Weil ein Mensch in Rage sich, verbal und gestig, nicht besänftigen läßt. Nur wütende oder zornige Menschen die sich in ihrer "wütenden oder zornigen Rolle" selbst nicht wohlfühlen, spielen bei der Deeskalation mit (weil sie es selbst wollen).

Zweiter Spruch

Es gibt nur eine Kampfkunst. Unterschiede bestehen ausschließlich in der Interpretation durch das Individuum.

Vorab: dieser Spruch ist von mir, er entstammt meiner Erkenntnis, ich habe ihn von niemandem übernommen kann dies bezeugen und war der Zweite Mensch gegenüber dem ich diesen Satz äußerte, lange bevor dieser Satz im Film Fearless aus 2006 vom Hauptdarsteller Jet Li alias Huò Yuánjiǎ 霍元甲 in nahezu identischem Sinne geäußert wird.

Der Spruch ist die Antwort auf die, oft gestellte Frage: Welche Kampfkunst ist die Beste (Überlegenste)?. Es ist nicht die Kampfkunst, es ist der Protagonist. Anders ausgedrückt von Soke Heinz W. Köhnen: Es bedarf nicht 1000 Techniken, es bedarf nur 1 Technik, 1000fach anwendbar. - klar soweit?

Und doch, es gibt die überlegene Kampfkunst! Diese eine Kunst, die es Dir ermöglicht, nicht (mehr) kämpfen zu müssen, weil sie Deine Persönlichkeit schult und nicht nur Deinen Körper.

Dritter Spruch

Du entscheidest, ob Deine Kampfkunst zur blutigen Prügelei oder zu reiner Gymnastik wird.

Es ist eine Frage des Umgangs mit dem in welche Richtung jegliche Kampfkunst driftet, der Übende selbst entscheidet, wohin die Reise geht. Entschuldigungen, wie: Mein Lehrer hat es mir so gelehrt. zählen nicht - wechsle den Lehrer.

Der Yángaspekt führt zu einer kontinuierlichen Verrohung jeder Kampfkunst, diese verdient dann auch nicht mehr die Bezeichnung Kunst, sondern bestenfalls Sport. Ein Sport der (Straßen-)Schläger produziert, ein Sport der, wie das olympische Karate oder das olympische Jūdō, völlig sinnentleertes Gehampel und niederste Charekterzüge hervorhebt, dem fehlt der philosophische (und historische und moralische und spirituelle und und und) Unterbau. Dafür habe ich einen vierten eigenen Spruch:

Kampfkunst ohne Dào ist keine Kampfkunst.

, dabei ist Dào nicht nur wörtlich zu nehmen, sondern auch als Synonym für den philosophischen Unterbau, ob er nun dàoistisch, buddhistisch, hinduistisch, christlich, muslimisch oder anderweitig geprägt ist. Dazu noch ein Zitat von :

In der Kampfkunst kommt erst die Philosophie, dann die Gesundheit, zuletzt die Selbstverteidigung.

und das hat nichts banales.

Der Yīnaspekt führt zu einer völligen Verwässerung einer Kunst und endet bestenfalls in einer Art Gymnastik. Dies ist auch nicht banal, denn am Beispiel des Tàijíchuán 太极拳 aus der hochangesehenen, hochentwickelten, teils gefürchteten Ultimativen Faust wurde ein, schon im Namen (Taichi) entstelltes Bewegungsgebilde, mit dem der Protagonist sicher nicht kämpfen kann.

Beide Wege (Yin und Yáng) könnten dazu führen, daß außer 'Schrott' nichts von einer Kampfkunst übrig bleibt.

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