Kampfkunst vs. Realität
武術, 體操, 浪費
Kampfkunst, Kampfsport, Gymnastik, Schrott

Ich stoße, auch nach 45 Jahren, immer wieder auf die Aussage: Der ganze Kampfkunstquatsch hilft Dir im richtigen Leben nicht, weil er nicht funktionniert.
. Ich habe einige Selbstverteidigungsseminare gegeben und stieß dort auch auf große Zweifel oder (seltener) auf Übermut. Deswegen habe ich beschlossen diesen Artikel zu schreiben und meinen jahrzehntealten Standpunkt zu manifestieren.
Erster Spruch
Wenn Du kämpfen lernen willst, kämpfe!
Wenn Du unbesiegbar werden willst, kämpfe niemals!
Ob Du nun einen Kampfsport betreibst oder nicht, Du kannst nur richtig kämpfen lernen, wenn Du es auch tust. Es nützt nichts, so zu tun, indem Du im Sportverein mit Gleichgesinnten umheralberst. Warum "alberst"? Weil Du sie kennst, weil Du ihnen keinen körperlichen Schaden zufügen willst und kannst (ohne Dich strafbar zu machen). Es nützt nichts, bei Wettkämpfen nach Regeln zu spielen, als Einziges ändert sich, daß Du Deine Gegner nicht oder noch nicht kennst. Es nützt auf jedenfall nichts, auf Sandsäcke, Holzpfähle oder sonstiges einzuschlagen, diese Gegenstände schlagen Dich nicht (zurück). Es bleibt Dir nichts anderes übrig als die Konfrontation zu suchen, daß heißt aber nicht Du sollst jeden Fremden provozieren oder angreifen, dadurch wirst Du nur zu einem dummen Schläger. Mische Dich in Auseinandersetzungen anderer Menschen ein und versuche sie zu beenden und laß Dich überraschen, welche der streitenden Parteien sich gegen Dich wendet, wenn nicht beide. Oder mach's wie ich, such Dir einen (Neben-)Beruf in der Sicherheitsbranche - (körperliche) Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Aber bedenke: Immer gewinnen ist Glück.
.
In einem Kampf kann nur einer gewinnen. Bei einem 'Unentschieden' gewinnt niemand. Nur wenn beide auf einen Kampf verzichten, haben auch beide gewonnen.
Die Realitätskeule
Warum scheitern soviele Kampfkünstler/-sportler bei einer reellen Auseinandersetzung?
Ganz einfach: die Hemmschwelle liegt zu hoch. Die meisten Kampfsportler haben als Ausgangsmotivation eine frühere oder aktuelle Bedrängnis. Das heißt sie möchten oder müssen sich gegen irgendwen/-etwas erwehren, wissen aber nicht wie und flüchten aus Hilflosigkeit in den Kampfsport - sie wollen nicht kämpfen (und werden es vermutlich auch nie).
Den meisten Menschen fehlt der Killerinstinkt. Damit ist kein mörderischer, sondern ein grundlegend natürlicher Überlebensinstinkt gemeint. Jedes Tier (auch der Mensch) hat im Kleinhirn den Flucht./Kampfreflex angelegt, in einer einigermaßen zivilisierten Gesellschaft, ohne Krieg und Krise, findet der Kampfreflex nur noch im verbalen Konflikt, in Bezug auf Karriere o.ä., statt, sind körperliche Auseinandersetzungen eher ungewöhnlich. Das heißt, wir sind eher defensiv gepolt. In einer tatsächlichen, körperlichen Auseinandersetzung springt unser Überlebensinstinkt zu 90% auf Flucht. Damit haben wir von vornherein verloren, wenn wir nicht flüchten können. In einer Auseinandersetzung die lebensbdrohlich ist, sollte man die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß man getötet werdem kann oder jemanden tötet. Dieses Bewußtsein ist im europäischen Raum sogut wie nicht mehr vorhanden. Das ist eigentlich ein ungeheurer Fortschritt in der gesellschaftlichen Entwicklung, aber auch ein großes Manko für jeden Einzelnen der in eine bedrohliche Situation gerät.
Ob der Killerinstinkt fehlt, merkt ein geübter Schläger oder anderweitig Krimineller sofort am Blick. Wer gerade denkt: I'll kill you!
, dessen Augen zeigen diesen Gemütszustand.
Die eigene technische, strategische, konditionelle Fähigkeit wird (sehr oft) falsch eingeschätzt. Wenn mein Trainingspartner stets das tut, was ich erwarte oder im vorher angesagt habe, wird ein realer Gegner sich einen Sch..ß darum scheren.
Wie Abhilfe schaffen? - Nun, wie ich schon sagte: kampfen lernen.
Wie lange muß ich kämpfen lernen um unbesiegbar zu werden? - Nun, wie ich schon sagte: nicht eine Sekunde.
Nicht kämpfen heißt nicht jeder Auseinandersetzung grundsätzlich aus dem Weg zu gehen, das ist zwar eine Möglichkeit, aber keine 100% sichere. Nicht kämpfen heißt, Situationen korrekt einzuordnen, Ablenkungs- und Gegenmaßnahmen subtil und frühzeitig zu starten. Die Möglichkeiten sind 1000fach, aber um es kurz auszdrücken: Den Wind aus den Segeln nehmen.
ist die beste Methode.
Nutzlose Deeskalation
Warum nützen Deeskalations-Seminare nichts oder nicht viel? - Weil ein Mensch in Rage sich, verbal und gestig, nicht besänftigen läßt. Nur wütende oder zornige Menschen die sich in ihrer "wütenden oder zornigen Rolle" selbst nicht wohlfühlen, spielen bei der Deeskalation mit (weil sie es selbst wollen).