Nein, das hier ist kein neuer Stil, schon gar nicht ein neues System, davon gibt es einfach zuviele. Neue Schulen sprießen europaweit aus dem Boden und jede davon hat das Rad neu erfunden. Dazu gibt es dann einen Lehrer oder vielmehr Experten, als Einzigster im Besitz des 32ten Dan, verliehen vom allerletzten Meister aus Shandong (zweites Dorf links und dann 3x hinfallen), man könnte denken es gibt einen Wettbewerb in Lächerlichkeit. Meine Maxime heißt: Es gibt nur eine Kampfkunst und Systeme, Stile und Schulen unterscheiden sich nicht durch das, was sie lehren, sondern durch das was sie nicht lehren. Niemand bedenkt:
"Das Neue ist nur das wiederentdenkte Alte."
und dieser Spruch ist schon uralt.
Ich übe und gebe das weiter, was ich selbst als Feld−, Wald− & Wiesenkarate. bezeichne. Es ist noch nicht mal mein Verständnis von Kampfkunst, sondern nur eine Idee davon.
Kampfkunst bedeutet für mich, lernen, wiederholen, lernen, neu anfangen, ohne Scheuklappen und ohne falsche Ideale, ohne Arroganz und ohne $ in den Augen, ohne Selbstbeweihräucherung und ohne Hobbydiktatorambitionen. Und ich bin stolz darauf, daß ich Menschen kennen darf, die genauso denken und handeln, meist schon viel länger als ich dies versuche. Unter diesen Menschen finden sich auch die Wenigen, welche die Bezeichnung Lehrer und als Einzige (vor allem in Deutschland) den Titel Meister verdienen. Von ihnen liest man nicht in einschlägigen Magazinen und auf deren Lehrgängen tummeln sich nicht Hunderte von Möchtegern-Van-Dammes, sie findet man nur mit offenen Augen.
Hakucho Te Kenpo (HTK)
Einflüsse
VietVoDao & Albrecht Pflueger
In das HTK flossen in erster Linie 10 Jahre Kampfkunst zu Zeiten der DDR ein. Eine Zeit lang konnte ich mit 4 Vietnamesen trainieren, von denen 2 eine speziellere militärische Ausbildung hatten und der Älteste schien so etwas wie ViĕVõÐao zu beherrschen. Von zwei Personen wurde mir bestätigt, daß es mehrer Gemeinsamkeiten zwischen dem Training in der ehemaligen DDR und dem auf Okinawa gab. Darunter war das Üben im Verborgenen, denn Karate oder ähnliches war in der DDR verboten, nur Ringen, Boxen und Judo waren erlaubt. Dadurch entstand die nächste Gemeinsamkeit, das Üben in kleinen Gruppen die zu eingeschworenen Gemeinschaften wurden. Weiterhin die Trial-&-Error-Methode: was partout nicht funktioniert wird nicht trainiert, was funktioniert wird ausgebaut. Außerdem war auch das Stehlen und Anpassen üblich, mit anderen Worten, es wurde abgeschaut und was gefiel, verwendet bzw. wurde eine Gegenaktion kreiert. Mit etwas Glück und jemanden der jemanden kannte, beschaffte man sich Foto's von Albrecht Pflüger's Büchern, so entstand im Erzgebirge eine eigenartige Form des Shotokan
Shotokan & GojuRyu
Der nächststärkere Einfluß war das GojuRyu, allerdings war das JKF-GojuKai ein reines Wettkampfkarate, das heißt Technik und Formen waren wertlos, das konnte allerdings durch die gesammelten Erfahrungen ausgeglichen werden. Ich erinnere mich noch gut, daß mein Vereinstraining damals dem Verbandstraining ziemlich ein Jahr voraus war und alle großen, verbandsseitigen "Neuerungen" oder "Erkenntnisse", meinen Schüler meist Monate vorher schon bekannt war. Zum Beispiel hatte irgendwer entdeckt, daß in Formen Hebel, Würfe und Würgen vorkamen, diese haben wir immer schon gefunden und noch viel mehr. Interessant fand ich auch, daß ich auf bestimmten Lehrgängen, Leute, die früher unsere Lehrer oder höhere Schüler waren, als Teilnehmer wieder traf und sie anfangs mehr Mühe mit dem Training hatten, wie meine eigenen Schüler. Soviel zum Mythos Karatemeister aus dem Westen, es macht sich am Ende doch bemerkbar, wo und wie man trainiert: im Hinterhof und Wald in Arbeitsklamotten oder im sauberen, ebenen Dojo mit blühtenweißem Gi. Jedenfalls blieben die 12 Gojuryu-Formen lange Zeit die Grundlage des HTK.
XingYi & BaiHe
Dritter Einfluß erfolgt durch das XingYiChuan. Die ersten 5 Jahre übte ich ja Shotokankarate und von den Heiankata hieß es, sie wären von der KuShanKu abgeleitet, wer aber ein bißchen Verstand hat, bemerkt, daß die Gemeinsamkeiten geringer sind, als sie sein müßten. Die überlieferte KuShanKu selbst, ist ein Konglomerat aus dem Xingyi und BaiHeChuan, während die Heian-Formen keine großen Gemeinsamkeiten mit dem BaiHe beinhalten. Also machte ich mich auf die Suche ...
Der gleiche Weg führte zum vierten und größten Einfluß dem BaiHe. Genauso, wie ich die allgemeine Erklärung der Heianformen nicht akzeptierte, konnte ich auch die Gojukata nicht so hinnehmen, wie man sie mir vor die Füße warf - altbekanntes Vorgehen: wo sind die Wurzeln? - Fundort: Hequan oder auch Baihechuan. Da ich mich immer noch mit der Verbindung Hequan <> Karate beschäftige, habe ich den weißen Vogel in den Vereinsnamen gesetzt.
Fünfter und überaus wichtigster Einfluß hatte natürlich Soke H. W. Köhnen, am pregnantesten ist der Punkt, daß er es war, der mich an meine eigenen Wurzeln erinnerte, mich ermunterte darauf aufzubauen und den überflüssigen nach 1990 aufgehalsten Schrott abzulegen. Wahre Kunst begreift man nur bei wahren Meistern.
Und den wichtigsten Einfluß seitens des Taichichuan kam von Dr. Wolfgang Hufnagl, der mir erst die richtige Sicht auf die chinesische Kampfkunst eröffnete, er gehört zu den meistunterschätzten Lehrern im ( nicht nur ost- )deutschen Raum.
Der Name
Leute die sich etwas auskennen, bemerken vermutlich die Diskrepanz zwischen Name und verwendeten Schriftzeichen. Ich schreibe lateinisch 'cho' und verwende das Schriftzeichen 鶴, welches allgemein 'tsuru' gelesen wird. Das hat folgende Bewandnis: Ich habe zwei Formen gelernt, die Hakucho und die Hakucho no kun, bei der Hakucho (gängige Übersetzung: weißer Schwan) wurde des 鶴 verwendet und ich habe es so übernommen, später bemerkte ich es und hielt es für einen Fehler. Den Namen Hakucho Te Kenpo hatte ich mir schon erwählt und wollte ihn nicht ändern, zumal Hakutsuru für westliche Zungen ein Graus darstellt. Ich machte mich überall kundig (leider kannte ich Soke noch nicht) und mir wurde versichert, das ich 鶴 auch für 'chou' - 'Vogel' im allgemeinen verwenden kann, da 鶴 zwar für 'Kranich' verwendet wird, aber nicht explizit an ihn geknüft ist, man kann jegliche Art von Reiher- oder Storchen-ähnlichen Vögeln damit beschreiben. Desweiteren bedeutet 'haku chou' nur weißer Vogel und wird nur im allgemeinen für 'Schwan' gebraucht, in den vielfältigen chinesischen Dialekten gibt es Dutzende Aussprachen für die zwei Zeichen 'weiß' und 'Vogel', sodaß im Japanischen eine lockere Lesart durchaus erlaubt wäre. Mir persönlich gefällt der weiträumigere Begriff 'weißer Vogel' wesentlich besser als 'Schwan' weil, auch die Kampfkunst weiträumiger ist, als man denkt. Das Schriftzeichen 鶴 habe ich so belassen, weil es auf den Ursprung unserer Formen verweist, dem BaiHeChuan.
deutsch
独
do
Recht
法
hou / po
逸
itsu
alt
古
kou
weiß
白
haku
Krieg(s) /
(be)Ka(e)mpf(en)
武
bu
Vogel
鶴
chou
Kunst
術
jutsu
Hand / Technik
手
te / di
Verein(igung)
協
kyou
Faust
拳
ken
会
kai
Die Grundlage
HTK basiert, wie in China oder Okinawa üblich, auf fünf Formen. ( Natürlich basiert Kampfkunst nicht auf Formen, sondern auf den Prinzipien, die in den Formen enthalten sind. )
Die Formen sind:
Hakutsuru no naifanchi
Eine etwas andere Form der Naifanchi/Naihanchi.
Hakutsuru
Einer der Vorläufer der 10 anderen Gojuryu-Formen.
Paipuren
Die Gojuryu-Sanchin, wie auch die Gojuryu-Tensho sind Fragmente dieser Form.
Hakucho no sanchin
Die, meiner Meinung nach, tatsächliche Sanchin.
Hakucho no kun
Eine Stockform.
(Die Formen werden bei Gelegenheit in Text und Bild hier zu sehen sein. Sodaß sich jeder eine eigene Meinung darüber bilden kann.)
Das bedeutet nicht das nur diese Formen oder alle diese Formen gelehrt werden. Ein Schüler kann weniger, mehr oder andere Formen erlernen. Unter anderen sind dies: